1000 Worte zu Amerika
Eine Reise durch Floridas schönste State Parks
„Take nothing but pictures, leave nothing but footprints!“
So lauten Motto und Bitte des Florida State Park Service.
Der genaue Blick enthüllt ein neues, frisches Bild des Sunshine State.
Reist man von Orlando aus nach Norden, so erlebt man Florida in einem Gewandt ganz ohne Palmen. Sanfte Hügel, Pinien- und Eichenwälder, Flüsse und Seen bestimmen hier das Bild. Floridas versteckte Seele wollen wir auf dieser Reise erkunden. 116 State Parks und Recreation Areas bewahren in Amerikas südlichstem Bundesstaat, welcher zuerst „entdeckt“ und kolonisiert wurde, Natur und kulturelles Erbe, zeigen das Land im Zustand der ersten Europäer vor beinahe 500 Jahren. Dazu gehören Living History Programme, bei denen Ranger die Menschen der Vergangenheit in bester schauspielerischer Manier porträtieren, live mit den Besuchern agieren und so ein plastisches Bild der Geschichte vermitteln, genauso, wie das J. Gorrie Museum, welches dem erfinder der Klimatisierung gewidmet ist. Fast die Hälfte von ihnen hält gut ausgebaute Campingmöglichkeiten für Zelt und Wohnmobil bereit. Weitere 37 bieten einfache Gruppen-Zeltplätze.
Den jährlich mehr als 13 Millionen Besuchern eine geschützte Oase der Erholung zu bieten und die natürliche Umwelt zu erhalten, ist die Aufgabe des State Park Service. Da er sich ohne staatliche Zuschüsse finanziert, also stark auf private Spenden, Eintrittsgelder und Einnahmen z.B. aus dem Verkauf von Sonderbriefmarken angewiesen ist, muss die Tatsache, daß Floridas State Park Service einen führenden Platz unter den 50 Bundesstaaten einnimmt, sehr hoch bewertet werden.
Vier der zehn besten Strände der USA findet man innerhalb eines floridianischen State Parks. Mit ihrem überaus weißen, weichen Sand und dem türkisblauen Wasser sind sie zum Schwimmen und Faulenzen geradezu gemacht. Trotz des vielfältigen Angebots stellen sich die Parks doch nie zu komerziell dar. Die Campingplatze sind meist überschaubar klein. Sind Kanus zu mieten, so doch immer nur in begrenzter Zahl. Immer ist noch Freiraum für private Dienstleister.
So hat der Florida State Park Service in den letzten 20 Jahren mit viel persönlichem Engagement seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und ganz ohne staatliche Zuschüsse ein Netz bürgernaher Erholungsgebiete in unverdorbener Lage geschaffen. Auf gelungene Weise verbinden sie alle Erlebnis- mit Erholungswert, denn fast immer findet man hier interessante Naturphänomene, wie weite Dünenlandschaften an strahlend weißen Sandstränden, als Rückzugsgebiete für viele Tierarten, wichtige Frischwasser und Salzwassermarschen oder das letzte noc halbintakte Korallenriff der USA gut zugänglich und verständlich aufbereitet neben erstklassigen Freizeiteinrichtungen. Besonders reizvoll sind dabei die in geschützten Strandbereichen gelegenen Parks, die das Campen z.T. In unmittelbarer Nähe zur Brandung erlauben.
Bezaubernde Küste
So heißt unser erstes Ziel denn auch St George Island State Park. An der „vergessenen“ Süd-Ost-Küste des Panhandle gelegen stellt die zwischen 200 und 2000 m breite Insel eines der besten Beispiele der für diesen Küstenabschnitt typischen Bariere-Inseln dar. Die ganze dem Golf von Mexico zugewandte Seite ist ein einziger langer, weißer Sandstrand dessen 16 dem Park zugehörigen Kilometer zu den zehn besten der USA zählen! Von dem mit Pinien bestandenen und Marschen durchsetzten Inneren ist der Küstenstreifen durch einen stetig parallel laufenden Dünenriegel getrennt. Bei durchschnittlich fünf Metern Höhe bietet den Dünen nur ihr niedriger Graspelz etwas Schutz vor den immer neu ordnenden Kräften der Brise.
„Die Dünen überlassen wir ganz sich selbst und in den Pinien- und Eichenwäldern an der Buchtseite legen wir zweimal im Jahr kontrollierte Feuer, um den Bodenbewuchs nicht zu dicht werden zu lassen“, so klärt und Don, dem der nördliche Parkabschnitt untersteht, über die Vorgehensweise der Ranger auf. Und nicht ohne Stolz ergänzt er: „Wenn ihr früh am Morgen, vor Sonnenaufgang kommt, könnt ihr vielleicht noch die eine oder andere Seeschildkröte sehen, wie sie sich nach der Eiablage am Strand wieder ins Meer davon macht. Sechs Nester haben wir jetzt, zu Beginn der Brutsaison, schon und darüber freuen sich alle sehr!“
Kajak- und Kanufahren in der Lagune , Fischen nund Schwimmen, Muscheln sammeln und die Beobachtung vieler einheimischer Vogelarten an Strand gehören hier zu favorisierten Aktivitäten und bei so vielen Möglichkeiten erscheinen uns 3,25 $ für die Nutzung von Strand, sanitären Einrichtungen und Picknickhäusern im Vergleich zu deutschen Kurtaxen geradezu geschenkt.
St Joseph Peninsula State Park auf der anderen Seite des Cap San Blas, Big Lagoon State Recreation Area vor Pensacola im im äußersten Westen, Anastasia State Recreation Area an der Atlantik-Küste oder der sehr schöne Cayo Costa State Park, der die Everglades mit dem Golf verbindet, sind nur eine Auswahl der 17 Parks, die Camping am Meer bieten.
Quellen, Flüsse und Kanus
Wasser ist ein auf vielfache Weise dominierendes Element in Floridas subtropischer Landschaft. 15 % der Landfläche ist von fast 30 000 Seeen bedeckt, kein Ort ist weiter als 100 Km vom Meer entfernt. Den nassen Reichtum bezieht das Land aus den die gesamte Landfläche unterliegenden Aquifern - isolierenden Kalksteinschichten, die das Regenwasser wie Schwämme aufnehmen und den reichhaltigen Überschuss durch eine Vielzahl Quellen zurück an die Oberfläche geben. Wakulla Springs, eine halbe Autostunde südlich von Tallahasse gelegen, speist mit der gigantischen Schüttung von mehr als zwei Millionen Litern Wasser pro Minute den aus ihrem 2 ha großen Quelltopf entspringenden Wakulla River und ist damit eine der größten Süßwaserquellen überhaupt. Der Fluß und die umgebenden 600 ha State Park sind echte Naturparadiese, die man am besten auf einer Boots-Tour genießt. Alligatoren treiben gleich dutzendweise auf dem mit Seerosen und Wasserpflanzen bedecktem Wasser. Schlanke, schwarze Anhingas demonstrieren ihre Tauchkünste, begleiten das Boot meterweise unter Wasser. Kaum ein dahintreibender Baumstamm den nicht eine Wasserschildkröten-Familie zur Heimstadt erkoren hätte. Ein unglaublich lebendiges Umfeld , in dem es schwerfällt, einen Fixpunkt für die Kamera zu finden.
Mit „nur“ 500 Millionen Litern Wasser pro Tag fehlt der Manatec Spring, einen Steinwurf westlich von Gainesville gelegen, der Superlativ ihrer großen Schwester. Doch wartet sie mit anderen Vorzügen auf. Gegen die starke Strömung ihres superklaren 22° C warmen Wassers anzuschwimmen ist die beste Efrischung nach einem heißen Tag auf dem angrenzenden Suwannee River. In den Sümpfen Georgias entspringend zählt er zu den größten Flüssen Floridas. Seine letzten 40 Km bis zur Mündung in den Golf mit dem Kanu hinunter zu treiben, ist ein leichtes Vergnügen an einem schönen Tag. Immer in Ufernähe geht es vorbei an schier undurchdringlichen Mangroven- und Zypressensümpfen und als wir an einer geschützten Stelle rasten, kommen uns zwei im Dickicht äsende Weißwedelhirsche recht nahe. Alligatoren kommen hier zwar auch vor, lassen sich aber nur sehr selten sehen.
Weiter im Norden, im Herzen des Panhandle gelegen, finden wir mit Blackwater River State Park und -Forest ein Paradies zum Kanufahren vor. In unzähligen Schleifen und Windungen ziehen sich Blackwater River, Coldwater-, Juniper- und Sweetwater Creek vorbei an Sümpfen, Tümpeln und mit niedrigem Buschwerk bestandenen Kämmen. Die helle Atlantik Zeder löst entlang der Flußläufe die das Hinterland dominierende Pinie ab, setzt erfrischenden Kontrast zu dem vom hohen Taningehalt verdunkeltem Wasser. Beeindruckender sind aber die weißen Sandufer und Flußinseln, die man in einer so üppig grünen Umgebung wohl kaum erwarten würde. Besonders groß ist der Kontrast an einem bedeckten Tag, wenn das Wasser noch satter, der Sand noch eine Nuance heller erscheint. Am Eingang des Blackwater River State Parks, dessen Campingplatz wir für die Dauer des Aufenthalts wählen, warten schon die Kanu-Ausstatter. Ob One-Way Service oder mehrtägiger Overnight Trip, alles läßt sich problemlos organisieren. Uns genügt eine Tagestour auf dem selten mehr als acht Meter breiten Blackwater River. Die Fließgeschwindigkeit ist ist aufgrund des flachen Terrains niedrig und so sind die meisten Strecken mit unteren Schwierigkeitsgraden gekennzeichnet. Als größte Hindernisse entpuppen sich oftmals die auf die Wasserfläche ragenden Bäume. Zur Mittagszeit ist das Boot zügig an einen schattigen Sandstrand gezogen und bald duftet es würzig vom Grill nach Steaks und gegarten Kartoffeln. Ein anschließendes Bad im flachen Wasser bringt die dringend nötige Abkühlung, wobei sich der feinsandige und extrem saubere Flußboden wohltuend bemerkbar macht.
Mit ausgeschilderten Routen und einfachen Campingmöglichkeiten an den Ufern erweisen sich alle vier Flüsse als dem Florida Canoe Trail System zugehörig. 1971 vom Department of Natural Resources ins Leben gerufen umfaßt es heute 35 kleinere Flußläufe mit 1250 Km Länge. Sein Hauptzweck ist es, den Bürgern zu mehr Verständnis der Bedeutung und Nutzung der Wasserwege zu verhelfen, ihnen eine Grundlage zur aktiven Freizeitgestaltung zu bieten.