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Photowissen

Aufnahmematerial: Auswahlhilfe für Analog-Photographen

Ausschlaggebend für die Qualität und Eigenschaften eines Bildes ist neben aller Aufnahmetechnik in erster Linie das verwendete Filmmaterial. So wie uns unsere Augen nur einen begrenzten Teil des Spektrums sehen lassen entscheidet die Charakteristik des Films darüber welche Farben wie abgebildet werden. Entsprechend der Intention des Bildes kommt der bedachten Wahl des Aufnahmematerials also große Bedeutung zu.

Die Filmempfindlichkeit

gemessen in ISO, kennzeichnet die Lichtempfindlichkeit des Film. Je höher die angegebene Zahl umso mehr Licht wird pro Zeiteinheit aufgefangen. Eine Verdoppelung der Empfindlichkeit entspricht einer Reduktion der Belichtung um einen Wert. Mit ASA 400 Material kann in einer gegebenen Lichtsituation also um zwei Stufen kürzer belichtet werden als mit Film der Empfindlichkeit 100 ASA. – Bei bewegten Szenen am Abend kann dies ein entscheidender Umstand sein. Allerdings wird die höhere Empfindlichkeit mit einer gröberen Kornstruktur des Bildes erkauft, denn die Größe und auch die Anzahl der Silberhalogenid-Kristalle in der photographischen Schicht des Films entscheiden über seine Fähigkeit Licht aufzunehmen. Ist also ein großer Abzug des Bildes geplant empfiehlt sich möglichst niedrig empfindlicher Film, um die Kornstruktur weitgehend zu unterdrücken. Andererseits kann diese Körnigkeit auch bewußt als Stilmittel eingesetzt werden. Sprach man vor einigen Jahren in diesem Zusammenhang noch von ISO 25 bis 50 als dem Material der Profis, so ist die Qualität heute derartig gestiegen daß auch viele Filme der ISO 100 Klasse solche Ansprüche erfüllen.

Tageslichtmaterial

Das Sonnenlicht ändert im Tagesverlauf mehrfach seine Intensität und Wellenlänge. Die sich daraus ergebende unterschiedliche Charakteristik bezeichnen wir als Farbtemperatur, gemessen in Kelvin (K). Niedrige Werte (2000 K) bedeuten einen hohen Rotanteil und damit einen warmen Eindruck. Bei hohen Werten um 8000 K überwiegt der kalte Blauanteil. Dem auf 5400 Kelvin abgestimmten Tageslichtmaterial kommt in der Reisephotographie sicher die größte Bedeutung zu, da wir uns durch die schiere Menge der produzierten Bilder an die typischen Farbstiche gewöhnt haben. Der Wert von 5500 K gilt nämlich nicht den ganzen Tag über, sondern wird erst mit einem gewissen Sonnenstand (in der Zeit rund 2 Std nach Sonnenaufgang bis rund 2 Std vor Sonnenuntergang) erreicht. Davor und danach beschert uns der größere Rotanteil den recht beliebten warmen Eindruck. Filmtypen dieser Klasse sind Negativ-, Umkehr- und Sofortbildfilme. Das Negativmaterial stellt aufgrund seines großen Belichtungsspielraums von bis zu 7 Stufen die geringsten Anforderungen an die Präzision der Belichtungsmessung und empfiehlt sich damit für die einfachen Point-and-Shoot Cameras. Alle Arten von kritischen Aufnahmen setzten aber die unmittelbare Kontrolle der Belichtungs- und Farbwerte voraus, die nur der Umkehr- oder Diafilm bietet. Er gibt dem Photographen ohne den in extremen Lichtsituationen fehlerträchtigen Umweg des Kopierens auf Positivpapier nach der Entwicklung gleich ein farb- und helligkeitsrichtiges Bild. Sofortbildfilme sind die Exoten, die diese Kontrolle auf die Spitze treiben. Es gibt sie als Farb- und SW-Dia Varianten von Polaroid und sie können unmittelbar nach der Belichtung und innerhalb von 1 bis 2 Minuten in einem handbetriebenen Prozessor entwickelt werden.

Kunstlichtmaterial

ist auf eine Farbtemperatur von 3200 Kelvin sensibilisiert. Dieser Wert wird zwar ganz exakt nur von genau abgestimmten Photolampen erreicht, bildet in der Praxis aber auch die meisten anderen künstlichen Lichtquellen immer noch neutraler ab als Tageslichtfilm. Um auch den letzten Orangestich der meisten Haushaltsglühlampen zu beseitigen sollten Sie ein 82 C-Blaufilter verwenden. Aber nicht nur in Museen oder im Theater verhilft der Kunstlichtfilm zu wohlgestalteten Bildern. Unter normalem Tageslicht eingesetzt produziert er einen kräftigen Blaustich, der die Bildaussage von Ruhe, Einsamkeit oder Kälte ganz wunderbar transportiert. Eine weitere Stärke ist sein neutrales Schwarzschildverhalten, seine Farb- und Belichtungsstabilität also, bei langen Belichtungszeiten. Haben Sie den erwähnten Blaustich unter Tageslicht erst einmal mit einem 85 B-Orangefilter ausgeglichen erhalten Sie auch bei extrem langen Zeiten angenehm farbstichfreie Bilder. Experimente und Vergleiche mit Tageslichtfilm lohnen sich. Kunstlichtfilm wird für das Kleinbildformat nur als Diamaterial mit Empfindlichkeiten von ISO 64 bis 160 konfektioniert

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